LESUNG UND PUBLIKUMSGESPRÄCH
Harald Walser liest aus seinem Buch über Maria Stromberger, die 1898 nur wenige Kilometer entfernt von Stadl an der Mur im kärntnerischen Metnitz geboren wurde.
„Meinen Reichtum an Liebe habe ich in Auschwitz verstreut”, schrieb die österreichische Krankenschwester Maria Stromberger im Juli 1946 resignierend an den ehemaligen Auschwitz-Häftling Edward Pyś nach Polen. Sie befand sich in einem Internierungslager für ehemalige Nationalsozialisten - wie sie schreibt „mitten unter Nazis, SS, Gestapo”.
Das traf sie doppelt, hatte die erbitterte Gegnerin des NS-Staates doch in Auschwitz aktiv Widerstand geleistet und viele Häftlinge gerettet.
Sie hat mit ihrem Verhalten bewiesen,„dass man gegen Krieg und Totalität nicht neutral sein kann und darf” (Zitat aus dem Nachruf, Die Furche 1957).
Mit „Ein Engel in der Hölle von Auschwitz” holt Harald Walser Maria Stromberger aus der Vergessenheit heraus.
Die in der Geschichte des österreichischen Widerstands wohl einzigartige Frau war zu Lebzeiten in Polen hoch angesehen, wurde in ihrer Heimat Österreich aber kaum gewürdigt.
„Sie war ein fantastischer Mensch. Ich glaube, dass man sehr wenige Menschen im Leben trifft, die so ein warmes Herz haben, die sich mehr als Menschen zeigen.” (Artur Radvansky, Häftling in Auschwitz).
Zum Autor: HARALD WALSER ist Historiker, Jahrgang 1953, Studium der Geschichte und Germanistik, Dissertation über die „Illegale NSDAP in Tirol und Vorarlberg”, Lehrer und Direktor am Gymnasium Feldkirch, von 2008 bis 2017 Nationalratsabgeordneter.
HARALD WALSER
LUSTIG AUFG´SPIELT
Konzert
Die Familienmusik Ofner war viele Jahre bekannt und geschätzt für ihre Interpretation von echter traditioneller Volksmusik.
Sie traten seit Jahren nicht mehr gemeinsam auf wegen des fortgeschrittenen Alters der Eltern Ofner.
Im Rahmen unsere Reihe „Alte Meister der Volksmusik” präsentieren wir ein einmaliges Wiedervereinigungskonzert. (Wer weiß was daraus noch wird?)
Mit diesem Konzert werfen wir einen Blick auf die Tradition und Wurzeln der gelebten Volksmusik am Land. Die Familienmusik als kleinste Einheit der musikalischen Bildung, auf die alles Folgende aufbaut. Dieses Konzert ist auch der Ausgangspunkt, um eine der interessantesten Musikerpersönlichkeiten des Bezirks Murau vorzustellen.
Mit WALTER OFNER präsentieren wir 2022 einen Musiker und Künstler der die Vielfalt und Aufgeschlossenheit sowie Qualität von Künstler*innen in ländlichen Regionen exemplarisch abbildet. Aufgewachsen und musikalisch sozialisiert in der Blasmusik. Mit seiner Familie jahrelang in einem Ensemble der Volksmusik tätig. Mitglied in diversen Tanzmusiken sowie bei den regionalen Jagdhornbläsern. Organist in Kirchen. Musikpädagoge für junge Nachwuchsmusiker*innen. Und auch zuhause in der Neuen Musik und Improvisationskunst. Theatermusiker und Darsteller in der Elfriede Jelinek Uraufführung des GRIESSNER ENSEMBLEs von MOOSBRUGGER (2021 und 2022) und Musiker und Darsteller in der Uraufführung der Neuen Volksoper DAS ERDBEBEN IN CHILI (2022).
SOMMERKINO
Ulrich Seidl Deutschland, Frankreich, Österreich 2022
Richie Bravo, einst ein gefeierter Schlagerstar, jagt im winterlichen Rimini seinem verblichenen Ruhm hinterher. Es ist kein Zufall, dass er von „Amore” singt. Richie Bravo weiß, was er seinen Fans, überwiegend Frauen im sogenannten besten Alter, schuldig ist. Für ein paar Scheine extra liefert er Amore auch nach dem Auftritt. Und so routiniert er - mit blondierter Mähne und im glitzernden Dress -seine Lieder darbietet, so inbrünstig kommt er dann im Bett zur Sache.
Als eines Tages seine erwachsene Tochter vor ihm steht und das Geld einfordert, das er ihr nie gegeben hat, beginnt seine Welt zu kollabieren. Währenddessen zieht sein greiser, an Demenz erkrankter Vater in einem österreichischen Pflegeheim die immer gleichen Kreise und wird von seiner Nazi-Vergangenheit eingeholt.
Ulrich Seidl über seinen Film: „Es geht um Sehnsüchte. So verkauft Richie Bravo mit seiner Schlagermusik Träume. Es geht um Sehnsüchte nach Liebe, nach Geborgenheit und nach Zärtlichkeit - und immer wieder auch um das Scheitern daran.”
SZENEN AUS NEUEN STÜCKEN
In Kooperation mit uniT und DRAMAFORUM.
Das DramatikerInnenfestival stellt die Frage, was wir in unserer Welt im Moment vorfinden.
Was ist mit unserem Umgang mit dem Klima? Mit den Migrationsbewegungen? Mit der Rolle der Frauen? Und wer erzählt von all dem? Dramatische Literatur kann hörbar, sichtbar, erlebbar machen, was politisch gerne ignoriert oder gesellschaftlich marginalisiert wird: Theaterfiguren stehen im Rampenlicht, verkörpern die Welt und erzählen davon.
EIN JEDERMANN / DOMNUL IEDEMAN von Thomas Perle
Mit: Ferdinand Nagele
Thomas Perle hat den Jedermann neu interpretiert und geschrieben. Er charakterisiert die kapitalistische Gegenwart in der weder natürliche Ressourcen, noch menschliches Leben mehr Wert sind als finanzieller Profit. Und doch Theater kann das ändern.
JUICES von Ewe Benbenek
Mit: Alicia Peckelsen
Wo stehe ich als Tochter eine polnischen Gastarbeiterin in der deutschen Gesellschaft? Was mache ich mit den Erinnerungen an die Mutter und die Ungerechtigkeit ihres Alltags als Putzkraft? Wohin mit dem Frust über Ignoranz?
DONAUWELLEN von Thomas Perle
Mit: Aron Eichhorn, Irem Gökçen
Die Donau. Längster Fluss Mitteleuropas. 2.850km fließt sie seit Jahrtausenden dahin, beobachtet uns Menschen. Vom Schwarzwald zum Schwarzen Meer.
Was bedeutet dieser Fluss für die Menschen? Und was bedeuten die Menschen für diesen Fluss?
DAS PFEIFEN VON WASÉSÔWO vonThyl Hanscho
Mit: Charlotte Kaiser und Edgar Sproß
Eine kärntner-slowenische Familiengeschichte, die von Heute bis in den Holocaust reicht und dabei die Mechanismen eines vielgestaltigen Verschweigens und Erinnerns beschreibt.
WOITSCH von Franziska Füchsel
Mit: Nataya Sam
Dieses Stück beschreibt in flirrender Sprache eine Beziehung, die innig, übergriffig, missbräuchlich, stützend, zärtlich, erotisch……..alles (!) sein kann.
EIN ABEND MIT DEM AUTOR
THOMAS PERLE Perle schreibt als Auftragswerk an einem Stück über die Protestantenvertreibung aus Stadl an der Mur und Umgebung. 2023 wird das Stück im GRIESSNER STADL uraufgeführt – da jährt sich die „Transmigration“ von Stadler, Einacher, Predlitzer, Falkendorfer, St.Ruprechter, St.Georgener Protestanten zum 250.Mal.
Thomas Perle recherchiert bereits in den Dörfern in Rumänien, wo die aus unserer Region vertriebenen Protestanten 1773 -1776 unter schwierigsten Bedingungen angekommen sind. In den nächsten Monaten wird er sich auch von Stadl an der Mur aus auf Spurensuche begeben.
THOMAS PERLE wurde 1987 im sozialistischen Rumänien/Siebenbürgen geboren. 1991 emigrierte er mit seiner Familie nach Deutschland, wo er in Nürnberg dreisprachig aufwuchs. Er absolvierte das Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien, das er 2015 mit Diplom abschloss.
Für seine Theaterstücke erhielt er verschiedenste Preise, unter anderen den Retzhofer Dramapreis 2019. Seine Stücke werden an renommierten Theatern aufgeführt. 2022 sehr erfolgreich die Uraufführungen seiner Stücke „Karpatenflecken“ am Deutschen Theater Berlin und „Ein Jedermann / Domnul Jedeman“ am Nationaltheater Radu Stanca Hermannstadt / Sibiu (Rumänien). Eine Aufführung am Burgtheater Wien ist in Vorbereitung.
THOMAS PERLE wird mit Ferdinand Nagele über das gemeinsame Projekt sprechen und er wird mit der Schauspielerin Nataya Sam und anderen aus seinen Stücken: „Ein Jedermann / Domnul Jedeman“ und „Donauwellen“ lesen.MUSIK, KUNST- UND KURZFILMFESTIVAL
Tickets und Line Up: www.ernte-festival.at
Die ERNTE ist ein elektronisches Musik, Kunst- und Kurzfilmfestival und gleichzeitig ein Fest der Lebensfreude.
„Die ERNTE findet in unserer Heimatregion im Bezirk Murau statt. Eine Gegend, an der unser Herz hängt, welche uns stark geprägt hat. Wir wollen mit der ERNTE einen Beitrag zur Entwicklung einer zeitgenössischen und auch international orientierten (Jugend-)Kultur in unserer Heimat leisten.”
Das mittlerweile zum 5. Mal stattfindende Festival lebt vom Input und der Mithilfe einer Vielzahl von Personen. Den organisatorischen Kern bildet der Musik- und Kulturverein ERNTE. Im Verein beteiligt sich ein solider Grundstock von Handwerker*innen, Techniker*innen und Künstler*innen, die alle für die ERNTE und ihre Prinzipien brennen. Junge Menschen, die in der Gegend leben und arbeiten und andere, die abgewandert sind und für dieses Projekt wieder zurückkommen. Die Umsetzung findet in Kooperation mit dem Kunstverein GRIESSNER STADL statt.
Die ERNTE ist bewusst nicht auf Profit ausgerichtet. Sie lebt vielmehr von der Zusammenarbeit und den individuellen Beiträgen vieler. Für kurze Zeit entsteht in Stadl an der Mur ein Kunst- und Begegnungsraum der anderen Art. Die Vision einer besseren Welt.
ALBERT SACKL
FRIEDL KUBELKA VOM GRÖLLER
Friedl Kubelka vom Gröller und Albert Sackl betreiben beide eine Art von Filmkunst, deren Kern sich sprachlich nur unzureichend treffen lässt. Und genau das stellt das Wesen ihrer beider unterschiedlichen Arbeitsweisen dar –Arbeiten im Feld des sogenannten avantgardistischen, experimentellen und in jedem Fall unabhängigen künstlerischen Filmschaffens.
Dem GRIESSNER STADL ist es gelungen, diese beiden spannenden und wichtigen Positionen des österreichischen/internationalen Films erstmals zusammen mit zwei Werkschauen präsentieren zu können. Werke, die sonst fast nur in Museen und bei Filmfestivals zu sehen sind.
Das Besondere an diesem Programm ist auch, dass Friedl Kubelka vom Gröller und Albert Sackl sich nach der jeweiligen Werkschau in Gesprächen über ihre Arbeit austauschen werden – miteinander und auch mit dem Publikum.
FILMWERKSCHAU / GESPRÄCH MIT FRIEDL KUBELKA VOM GRÖLLER
Albert Sackl ist 1977 in Graz geboren und in der Südsteiermark aufgewachsen. Auf Studien der Philosophie und Kunstgeschichte, des Films und der Bildenden Kunst in Wien und Frankfurt folgte u. a. eine Lehrtätigkeit an der Wiener Schule für unabhängigen Film. Der seit 1997 Filme produzierende Sackl wurde u. a. 2012 für den europäischen Filmpreis (Kurzfilm) nominiert und lebt in Wien.
Aus inszenierten Zeitraffer-Selbstbeobachtungen eigentlich alltäglicher Handlungen entwickelte Albert Sackl Verfahrensweisen des direkten Interagierens seines Körpers mit der Filmkamera. In weiterer Folge richtete er sein Beobachtungsfeld zunehmend von sich selbst weg auf die Welt. Sackls Filmsprache zeichnet sich oft durch ein Zusammenführen formaler Klarheit mit höchstpersönlichem Ausdruck aus.
Albert Sackl präsentiert analoge Filmwerke, unter anderen den für den Europäischen Filmpreis nominierten „Im Freien“ von 2011 oder die Serie „steifheit 1-3 / 7“ von 2018.
Über diese 1997, 2007 und 2017 gedrehte Steifheit-Serie schrieb Roman Schreiber für die Viennale: „Der Versuch, eine Erektion stundenlang aufrechtzuerhalten, komprimiert auf knapp drei Minuten, das Ganze dreimal im Abstand von rund zehn Jahren: Es hat etwas rituell Zwingendes, etwas Närrisches, etwas geradezu Anrührendes, etwas Witziges, mitunter aber auch Verzweifeltes, wie der Mann Hand an sich legt. Tröstlich dagegen wirkt, dass die aktuell dreiteilige Version zu einer siebenteiligen werden soll, ein Entwurf, “der mich sowohl zum lebenslangen Filmemachen als auch zu einem zunehmend aussichtslosen Unterfangen treibt”, so Albert Sackl.
Seit mehreren Jahren kämpft Sackl nach Selbstaussage nun mit einem neue Wege versuchenden Filmprojekt gegen sein Scheitern an diesem Projekt an. 2023 wird sein neuer Film fertig gestellt sein.
FILMWERKSCHAU / GESPRÄCH MIT ALBERT SACKL
Friedl Kubelka wurde 1946 in London geboren und besuchte von 1965 bis 1969 die Grafische Lehr- und Versuchsanstalt, Abteilung Fotografie, in Wien. 1977 leitete sie die erste „Klasse für künstlerische Fotografie“ und gründete 1990 ihre eigene „Schule für künstlerische Fotografie“ in Wien. 1997 schloss sie eine psychoanalytische Ausbildung ab.
Kern der fotografischen aber auch filmischen Arbeit von Friedl Kubelka, die sich seit 2009 als Filmemacherin Friedl vom Gröller nennt, ist das Portrait. Die ersten der bis dato gut 90, vorwiegend in s/w gedrehten, analogen Filme sind dann auch ganz dem Festhalten eines Moments in der Erfassung eines Gesichtes bzw. eines Gesichtsausdruckes geschuldet, inspiriert vom Flair der Nouvelle Vague.
Friedl Kubelkas/vom Gröllers Filme erzielen ihren Reiz aber auch durch eine gewisse Unverfrorenheit bzw. Leichtigkeit und feiern im besten Sinne des Wortes den Dilettantismus. Unschärfen, ein Ruckeln des Bildes oder eine zu langsame Laufgeschwindigkeit der Kamera werden ähnlich wie bei Warhol nicht korrigiert, sondern produktiv gemacht.
Um Vorgänge, die sie betrachten will, festzuhalten, instrumentalisiert sie aber auch die Kamera, wodurch auch Geschmacksgrenzen ausgetestet werden, durchaus im Einfluss des Wiener Aktionismus.
Damit die Originalität, das Feingefühl, aber auch die Brisanz ihres Werkes nachvollziehbar werden, gilt es den Mief der österreichischen Nachkriegsgesellschaft im Auge zu behalten, die über Katholizismus, Patriarchat und das Verdrängen der österreichischen Mittäterschaft an den Untaten der Nationalsozialisten definiert war. Friedl Kubelka setzt dieser engen, auch moralisch sehr beschränkten Gesellschaftsordnung einen unbändigen Willen zum Realismus entgegen und begegnet den Menschen mitsamt ihren Unzulänglichkeiten und Seelenzuständen mit nüchterner, mitunter aber auch aus dem Ruder laufenden Liebe.
(zusammengefasst aus einem Text von Dietmar Schwärzler: Filmvermittler, freier Kurator)
SOMMERKINO
Anatol Schuster Deutschland 2019 / Tragikomödie
FRAU STERN ist das Portrait einer unscheinbaren und doch unglaublich starken Frau.
„Ich will sterben”, sagt die titelgebende Frau Stern zu Beginn des Films. Wenig später begleiten wir die 90-Jährige durch ihre Heimat in Berlin Neukölln, wo sie sich eine Waffe besorgen möchte, um ihr Leben zu beenden. Sie hat genug erlebt und das Leben einfach nur noch satt. Weil ihr aber weder Bekannte noch der Kioskbesitzer um die Ecke dabei helfen wollen, greift sie zu anderen Mitteln. Aber das Sterben gestaltet sich schwieriger als gedacht und auch ihre Enkelin Elli ist ihr bei dem Vorhaben keine Hilfe. Bei den Gesprächen und gemeinsamen Unternehmungen gerät Frau Stern immer mehr ins Zweifeln an ihrer Mission. Ist es vielleicht doch noch nicht an der Zeit zu gehen?
SOMMERKINO
Bertram Verhaag Deutschland 2021 / Dokumentation
WURZELN DES ÜBERLEBENS begleitet fünf innovative Landwirt*innen, die sich das im Zuge der landwirtschaftlichen Entwicklung der letzten Jahrzehnte beinahe vergessene bäuerliche Wissen der letzten Jahrtausende zu Nutze machen und weiterentwickeln. Sie versuchen auf ihren Höfen den Einklang von Mensch, Tier und Natur wiederherzustellen.
Bertram Verhaag stellt die fünf Protagonist*innen und ihre verschiedenen Herangehensweisen an die ökologische Bewirtschaftung vor. Es wird gezeigt, wie sie sich die alten Techniken und Bräuche angeeignet und diese weiterentwickelt haben. Damit wollen sie sich der agrarwirtschaftlichen Industrialisierung und Intensivtierhaltung entgegenstellen.
Ihr Plädoyer: „Wir Bauern müssen selbstbewusster werden, uns nicht mehr alles gefallen lassen!”
URAUFFÜHRUNG NEUE VOLKSOPER
Premiere
Mit „Das Erdbeben in Chili“ erkundet der Griessner Stadl, wie eine Neue Volksoper klingen kann. Die beauftragte Komponistin Elisabeth Harnik folgt hierbei unserem konzeptionellen Ansatz und verbindet Zeitgenössisches mit Traditionellem, Experimentelles mit Konventionellem, Kalkuliertes mit Unvorhergesehenem. Ihre Musik schafft eine faszinierende Klanglandschaft, die einnimmt, mitreißt und gleichzeitig irritiert. Interpretiert u.a. von Musiker*innen des mehrfach ausgezeichneten Schallfeld Ensembles aus Graz, gesungen und verkörpert von jungen Sänger*innen/Darsteller*innen auch aus der Region, entsteht ein spannendes musiktheatralisches Format, das versucht, der verstörenden Vorlage einen szenischen und akustischen Raum zu geben.
Die Geschichte: DAS ERDBEBEN IN CHILI - die Kleist Novelle von 1806 gehört zu den kühnsten und wüstesten Texten der deutschen Literatur. Beschrieben wird eine nicht standesgemäße Liebe in einer streng hierarchischen Gesellschaft, die durch eine Hinrichtung beendet werden soll. Just in dem Moment wo die Hinrichtung stattfinden soll bricht eine Naturkatastrophe über die Welt herein. Durch die Katastrophe scheinen die Überlebenden geläutert. Es bildet sich eine Art paradiesischer Ur- Gemeinschaft ohne Standesunterschiede, um später in eine noch größere Spaltung der Gesellschaft und Sündenbocksuche zu münden. Großer Opernstoff und doch so unfassbar nah an unserer Realität!
Komposition: Elisabeth Harnik / Regie, Libretto, Bühnenbild: Martin Kreidt
Sänger*innen: Clara Sabin, Herbert Schwaiger, Justina Vaitkuté, Stefan Jovanovic
Musiker*innen: Manuel Alcaraz Clemente, Elisa Azzarà, Jessica Kaiser, Margarethe Maierhofer-Lischka, Walter Ofner, Ivan Trenev
Ausstattung: Andrea Fischer / Bühnenbau: David Rauter / Technik: Philipp König / Assistenz: Daniel Wiedemaier
SOMMERKINO
Jim Jarmusch USA 1986 / Tragikomödie
Um es einfach mal an drei Fingern abzuzählen: DOWN BY LAW ist der Film mit der besten Gefängnisausbruchszene (weil die der Regisseur ganz einfach nicht zeigt). Es ist der Film mit der besten Kreuzwegszene (John Lurie und Tom Waits als Zack und Jack, scheidend, ohne Handschlag). Es ist der Film mit der besten Karnickelszene (mit Roberto Benigni, sich an seine Mutter erinnernd). Großartig! (taz)
Drei Männer landen unabhängig voneinander in ein- und derselben Gefängniszelle in New Orleans: Zack, ein arbeitsloser DJ, sitzt unschuldig wegen Mordes. Das Großmaul Jack, ein Zuhälter, wurde von einem seiner Kumpels hereingelegt. Und Roberto, der italienische Tourist, brachte beim Billardspielen versehentlich jemand mit einer Kugel um. Sie fliehen aus dem Gefängnis und das Schicksal schickt sie auf eine Odysse durch die Sümpfe Louisianas.
SOMMERKINO
Lilo Mangelsdorf Deutschland 2002 / Tanzfilm
DAMEN UND HERREN AB 65 gesucht lautete die Kleinanzeige in einer Wuppertaler Lokalzeitung, mit der die Choreographin Pina Bausch Seniorendarsteller für die Neuinszenierung ihres weltweit erfolgreichen Tanzstückes „Kontakthof“ suchte. 26 Laien im Alter von 65 bis 72 Jahren wurden ausgewählt, über ein Jahr lang wurde geprobt, Anfang 2000 fand in Wuppertal die Premiere statt.
Lilo Mangelsdorff hat dieses außergewöhnliche Projekt mit der Kamera begleitet. Entstanden ist ein anrührender Film, in dessen Mittelpunkt die Tänzer mit ihren Ängsten und Hemmungen, ihrer Begeisterung und Leidenschaft stehen.
„Ein wunderbar leichtfüßiger Film über Tanz, über das Alter und das Glück“. (Frankfurter Rundschau)
ANITA WINKLER
Vortrag und Publikumsgespräch
Die gegenwärtige Pandemie wie auch politische Entwicklungen führen uns gnadenlos vor Augen: Ein größeres Bewusstsein für regionale Kreisläufe und weniger Abhängigkeit von Globalisierung haben eine immense Bedeutung für unser tägliches (Über-)Leben.
Dabei geht es vor allem um die Pflege unserer natürlichen Ressourcen und somit um nicht weniger als um den gesunden Kreislauf des Lebens.
Der gesunde Boden als Grundlage allen Lebens, als Basis für unsere Nahrungsmittelproduktion ist für unsere Gesundheit unverzichtbar.
Anita Winkler beleuchtet in ihrem Vortrag die Bedeutung eines gesunden Bodens als zentrale Ressource. Ausgehend von den kleinsten Mikroorganismen im Boden erklärt sie die Bedeutung des MIKROBIOMS für die Gesundheit von Menschen, Tieren, Pflanzen, Böden und somit aller lebendigen Ökosysteme. Das Mikrobiom als die heimliche Kraft hinter allem Leben. Wenn man den Boden aus diesem Blickwinkel betrachtet, erkennt man die riesige Bedeutung des menschlichen Umgangs mit Böden. Ob in Vermeidung von Versiegelung, oder einer zukunftsfähigen Landwirtschaft oder auch in jeder verantwortungsvollen Bearbeitung im eigenen Garten.
Am Beispiel der Bienen, die unverzichtbar für die Bestäubung vieler Nutzpflanzen sind, lassen sich die Folgen des Klimawandels und Fehlentwicklungen der Bodenbearbeitung der letzten Jahrzehnte (intensive Düngung, Pestizideinsatz, Bodenverdichtung, Ausbeutung der Böden, etc….) besonders gut aufzeigen. Genauso lassen sich anhand der Beschäftigung mit Bienen Handlungsmöglichkeiten für einen guten und pflegenden Umgang mit unseren Ressourcen ablesen.
Dr. Anita Winkler ist Fachtierärztin für Bienen, Facharbeiterin für Bienenwirtschaft und Bienenseuchensachverständige.
SOMMERKINO
Peter Brunner Österreich 2021 / Drama Horror
Wenn auch das letzte Alpental vom Tourismus nicht verschont
bleibt, ist der Schritt zur Teufelsaustreibung nur logisch!
Johannes, ein Kaspar Hauser-artiger Mann mit dem Gemüt eines Kindes, lebt mit seinem Adler und seiner strenggläubigen Mutter abgeschieden in einer Almhütte. Der Alltag innerhalb dieser hermetischen Welt wird bestimmt von Gebeten und Ritualen. Doch zwischen Natur- und Schöpferverehrung schieben sich plötzlich moderne Fremdkörper und Störgeräusche: Die touristische Erschließung ihres Paradieses von hartnäckigen „Skiliftidioten“ droht dasselbe zu vergiften und den Teufel zu wecken.
„In meinen Filmen wird Sozialrealismus mit poetischen Stilmitteln aufgebrochen, echte Menschen kollidieren mit fiktiven Figuren. Mein Ziel ist die Übersetzung eines inneren Zustands in pures Kino.“ Regiestatement Peter Brunner.
KONZERT
Das 5. Konzert und gleichzeitig der Abschluss des Konzertzyklus seit 2017 im GRIESSNER STADL mit dem Krakauer (Krakau = Gebirgstal im Bezirk Murau) Gebrüderpaar David und Bernd Siebenhofer.
Seit Beginn unserer Arbeit im GRIESSNER STADL ist uns das Fördern und die Entwicklung von jungen regionalen Künstler*innen ein großes Anliegen.
David Siebenhofer haben wir auf seinem Entwicklungsweg vom Wunderkind auf der Steirischen Harmonika hin zum Interpreten und Komponisten, der die Möglichkeiten des Instruments völlig neu auslotet, begleitet.
Seit 2017 haben wir jährlich ein Konzert mit ihm und seinem Bruder Bernd produziert. Mittlerweile ist Bernd zum kongenialen musikalischen Partner geworden – auch ein Ergebnis dieses Projekts: Das SIEBENHOFER SOLO hat sich ganz logisch zum SIEBENHOFER DUO weiterentwickelt.
Und wunderbarerweise geht das Publikum mit Neugier und Begeisterung den Entwicklungsweg der jungen Musiker seit Jahren mit.
Vom jungen „liaben Buben“ mit Lederhose, Hut und „Steirischer“ hin zum coolen Crossover Duo, das spielerisch den Weg von traditioneller Volksmusik hin zu experimenteller Musik geht, den Harmonikasound in elektronische Klangwelten weiterführt. In SIEBENHOFER DUO wird David auch am Piano zu erleben sein. Die beiden werden vor allem allem Eigenkompositionen präsentieren - und vielleicht ein paar Lieblingssongs covern.
KURZFILMFESTIVAL
Das ERNTE SEHEN KURZFILMFESTIVAL geht in die dritte Runde.
Was ursprünglich covidbedingt als (2020 machbarer!) Ersatz für das ERNTE Musik- und Kunstfestival ins Leben gerufen wurde, hat sich bewährt und ist nun fast schon eine Institution.
Wie auch die Jahre zuvor stehen dabei Kurzfilme aus allen Genres und vielen Ländern im Mittelpunkt.
Eine Jury von Mitgliedern aus dem Verein ERNTE hat aus über 100 internationalen Einreichungen 14 Filme ausgewählt, die vor Ort präsentiert werden.
„Wir haben für den offenen Call keine thematischen Beschränkungen vorgeben, sondern dazu eingeladen, den Film als Medium weiterzudenken und eventuelle Normen und Grenzen zu ignorieren. Lediglich die maximale Länge von 15 Minuten sollte nicht überschritten werden.“ (ERNTE JURY)
Entsprechend aufregend, bunt und divers sind die Filme, die gezeigt werden!
Das Festival beginnt, ganz im Stile der ERNTE, ab 16:00 mit Küche und Live Musik.
Um 21.00 wandern wir in den Griessner Stadl, wo wir die diesjährige Festivalauswahl präsentieren.
Ticketpreis Abendkassa 15€
Alle bereits erworbenen Wochenendtickets des ERNTE 22 Festival gelten als Eintritt für das Filmfestival.
KONZERT
in der DISCO RUSTICA
„Eine Band wie ein Falafelsandwich um 5 Uhr in der Früh. Es ist nicht sicher, wie gut das jetzt tut und was drinnen ist, aber es ist geil und war längst überfällig.“
Impulsive, emotionale Texte thematisieren unter anderem eine Sicht auf die unerträgliche Tristesse der nie endenden Suche nach einer Party, die es nicht gibt. Das monotone Leben im Kapitalismus und das Leben als Frau im noch herrschenden Patriarchat. Die Songs sind ein Manifest der Wut und des Feminismus.
Ursprünglich war es nicht die Musik, die die Band zusammengebracht hat, sondern das gemeinsame Aufwachsen in Ebensee. Vielleicht ist das unter anderem ein Grund, warum das Genre nicht klar einzuordnen ist.
Aufgebaut ist die Band rund um die Frontfrau Leni Ulrich, die voller Wut und Liebe auf der Bühne steht. An ihrer Seite: Jakob Brejcha an der Gitarre, Samuel Reisenbichler am Schlagzeug und Max Ulrich am Bass. Gemeinsam entsteht dann eine Form von Rock, eine Form von Punk, oder auch eine Form von Pop.
<>„Die mir bis dahin unbekannte Leni Ulrich sang und schrie sich, selbst nur mit akustischer Gitarre begleitet, die Seele aus der Brust und mir damit die blanke Freude in mein schwarzes Herz. Groß, ganz groß war das!Der GRIESSNER STADL zu Gast in der DISCO RUSTICA im GASTHOF ORTNER!
ELFRIEDE JELINEK
Wiederaufnahme der Uraufführung von 2021
Gastspiel im STUDIO MAHLERSTRASSE in 1010 Wien Mahlerstrasse 5
Tickets: studio.mahlerstrasse@gmail.com
MOOSBRUGGER WILL NICHTS VON SICH WISSEN war 2021 nach
HALLO, MAMA? die zweite Uraufführung in unserem Elfriede Jelinek – Zyklus.
In „Moosbrugger will nichts von sich wissen“ lässt Elfriede Jelinek einen brutalen Frauenmörder, eine Figur die in Robert Musils Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“ grausam und faszinierend beschrieben wird, einen Monolog („oder was auch immer das ist“) sprechen.
Mit ihrer unnachahmlichen klaren und assoziierenden Sprache schneidet Elfriede Jelinek mit dem Text wie mit einem Messer in die offenen Wunden unserer Gesellschaft. Das „Böse“ als immer präsente menschliche Möglichkeit.
Nahezu unerträglich lakonisch präpariert sie übersteigerte männliche Eitelkeit, völlige Empathielosigkeit und Brutalität, die Lust an Voyeurismus und moralische Scheinheiligkeit frei. Ein Sprachkunstwerk zwischen Abscheu und faszinierendem Gruseln.
Medienstimmen zur Uraufführung:
„Kompromisslose Jelinek-Uraufführung!“ (Daniel Hadler, Kleine Zeitung)
„Ein intensives Erlebnis! Jelineks famoser Text-Nebel in unglaublich großartiger und konzentrierter Form.“ (Christoph Hartner, Kronen Zeitung)
„Der GRIESSNER STADL beweist einmal mehr wie anspruchsvolle Kunst auch am Land funktioniert.“ (ORF Steiermark, Kultur)
Regie: Martin Kreidt
Mit: Ferdinand Nagele (Schauspiel) und Walter Ofner (Musik)
PERFORMANCE, WORKSHOPS, GESPRÄCHE
VENICE BIENNAL / EUROPEAN CULTURAL CENTER / PALAZZO MICHIEL
Wir haben in Kooperation mit der LEBENSHILFE MURAU, einer lokalen Einrichtung für Menschen mit Beeinträchtigung, 2022 eine Theaterwerkstatt gegründet.
In dieser Arbeit geht es uns darum spielerisch zu untersuchen was Künstler*innen und Menschen mit Beeinträchtigung voneinander lernen können und wie sie damit etwas Neues schaffen.
Künstlerischer Leiter dieses Projekts ist der Regisseur FRANZ XAVER MAYR.
Zusammen mit dem „Zentrum Didaktik für Kunst und interdisziplinären Unterricht“ der Universität für angewandte Kunst Wien und dem European Cultural Center präsentieren wir unter dem Titel ART & DIVERSITY den Prozess unserer Arbeit im Rahmen von VENICE BIENNAL 2022 im Palazzo Michiel.
Eine transdisziplinäre Kooperation zwischen Menschen mit Beeinträchtigung, Künstler*innen und Wissenschaftler*innen.
Dieses Projekt ist nur durch eine besondere Unterstützung des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, Öffentlichen Dienst und Sport sowie durch das Land Steiermark möglich.
Mit: Alexandra Leitgeb, Marina Trippl, Tamara Hotter, Andreas Oberweger, Gerhard Url, Manfred Daros
Leitung: Franz Xaver Mayr
Kostüme: Korbinian Schmidt
im Gasthaus Anthofer
Zum Saisonabschluss laden wir zum besinnlichen Stubenadvent ins Gasthaus Anthofer in St. Ruprecht ein.
Lieder und Gedichte zum Advent und Geschichten über gemeinsame Arbeiten und Erlebnisse im Jahr 2022.
Erstmals sind Mitglieder unseres Opernensembles und aus dem Theater/Performance Ensemble DIE WELT AUF DEN KOPF STELLEN gemeinsam auf der Bühne.
Musik, Gesang und Texte: Elisabeth Pollheimer-Stadlober, Herbert Schwaiger, Paul Spreitzer
Moderation und Zwischenrufe: Marina Trippl und Ferdinand Nagele